Reformationsgeschichte (wieder)entdeckt

Reformationsgeschichte (wieder)entdecken – das war das Hauptthema der 26. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat – Entdeckungen am Lutherweg“. Eingeladen hatten dazu der Heimat- und Geschichtsverein „Goldene Aue“ und das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz sowie die Reformationsbeauftragte des Landkreises Mansfeld-Südharz, Dr. Elke Stolze. Die Wanderleitung lag in den bewährten Händen von Vereinsmitglied Werner Reich aus Nienstedt. Er hatte im Vorfeld den Weg mehrfach abgelaufen und die entsprechenden Erklärungen vorbereitet. 45 Wander- und Geschichtsfreunde aus dem gesamten Landkreis Mansfeld-Südharz nahmen von Allstedt aus am Samstag den zehn Kilometer langen Rundweg über Mönchpfiffel und die Mallerbacher Flur in Angriff.

Die einstige Grangie (Klostergut) Mönchpfiffel wurde 1286 von den Zisterziensern gegründet und blieb bis nach dem Bauernkrieg im Jahre 1525 in ihrem Besitz, war von Gerda Kubon, der Vorsitzenden des Heimatvereins Mönchpfiffel-Nikolausrieth, vor Ort zu erfahren. Der kleine Ortsteil der Gemeinde Mönchpfiffel-Nikolausrieth ist noch einiges älter, er wurde bereits im 8. Jahrhundert als „Bablide“ erstmals erwähnt. Zum klösterlichen Gut gehörten einst 1300 Morgen Ackerland und 1400 Morgen Wald sowie Wiesen. Letztes sichtbares bauliches Überbleibsel aus dieser Zeit ist die namenlose Klosterkirche. Sie wurde von den Mönchen und Einwohnern des Dorfes gemeinsam genutzt. Fast schon ein Wunder ist ihr Überlebenskampf. Bis in die Nachwendezeit betrieben darin landwirtschaftliche Betriebe eine Schmiede. Heute ist sie teilsaniert und man kann die romanische Architektur wieder deutlich erkennen. Eine sakrale Nutzung erfolgt derzeitig nicht. Der alte Taufstein der Mönche steht in der „Chausseekirche“ von Mönchpfiffel und die mittelalterliche Glocke hängt auf dem Kirchhof.

Am Waldrand nordöstlich des Ortsteiles wird von Historikern die Wüstung Mallerbach vermutet, in unmittelbarer Nähe der großen alten Steinbrüche. Mit Mallerbach verbindet sich die Ostern 1524 von Aufständischen gebrandschatzte Marienkapelle. Eng verbunden damit ist auch der Name des Reformators Thomas Müntzer, der im benachbarten Allstedt als Pfarrer wirkte. Er wurde sogar der Anstiftung zur Zerstörung beschuldigt. Der genaue Standort ist nach wie vor nicht bekannt. Werner Reich hofft, mit seinen Recherchen ein kleines Stück zur Erforschung beigetragen zu haben. So berichtet der Chronist Cyriacus Spangenberg (1528-1604) in seiner Mansfelder Chronik aus dem Jahre 1555 auch von der Kapelle. Er gibt die Lage „der Mutter Gottes geweihten Feldkirche“ nahe einem „köstlichen, guten Steinbruch“ an. Werner Reich vermutet in den Grundmauern einer von ihm gezeigten kleinen Ruine an einem alten Steinbruch möglicherweise Reste der Kapelle. Eine Bestätigung durch Fachleute liegt dazu nicht vor. Der Grundstücksbesitzer hatte an diesem Tag für die Wanderer extra die jüngere Geschichte des Häuschens ausgehangen. So war es bis in die 1960er Jahre hinein Gartenhäuschen und Öbsterbude und wurde durch Brandstiftung zur Ruine. Ob sich in den Grundmauern tatsächlich ältere Reste verbergen, ist ungeklärt. Vielleicht ein Anlass für die Bodendenkmalpflege, dieser Region mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

 

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Werner Reich bedankt sich bei Gerda Kubon für die Führung im einstigen Klostergut Mönchpfiffel der Zisterzienser (Foto: H. Noack).

Zufriedene und neugierende Teilnehmer auf weitere Touren „Geschichte erleben im Biosphärenreservat“ waren die schönste Anerkennung für den Aufwand des Organisators. Die nächste „Zeitreise in die Reformation“ des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz mit Partnern ist für den 5. Mai 2017, wiederum in Allstedt, geplant. An diesem Tag werden hier die Friedensläufer Rom-Wittenberg begrüßt und im Anschluss weitere Reformationsgeschichte anschaulich vermittelt. Von Christiane Funkel