Uralten Genossenschaftswald per pedes erforscht

18. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat“ erinnert an die Ersterwähnung des Siebengemeindewaldes vor 675 Jahren. 

Über 60 Teilnehmer nahmen am Sonntag an der 18. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat" teil. Sie führte diesmal von Schwenda aus durch einen Teil des Siebengemeindewaldes.

Über 60 Wanderer kamen zur 18. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat“. Diesmal gab es eine Zeitreise in den Siebengemeindewald.Über 60 Wanderer kamen zur 18. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat“. Diesmal gab es eine Zeitreise in den Siebengemeindewald.

Anlass dafür war die Ersterwähnung des Waldes als „das holz all der Dorfer gemeyne" in einer Urkunde aus dem Jahre 1341. Waldförster Oliver Ehmig, die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue" und das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz nahmen die Wanderer dabei mit auf eine besondere Zeitreise.

Der Wald hat zahlreiche Besonderheiten zu bieten. Liegt seine Entstehungsgeschichte auch etwas im Dunkeln, können sich Historiker seit der Ersterwähnung auf eine immer bessere schriftliche Überlieferung stützen. So kann der Fichtenanbau durch Waldförster Johann Wilhelm Ulrich bis zum März 1854 zurückverfolgt werden. Der jetzige Förster Oliver Ehmig nutzte die Gelegenheit, den Wanderern die heute im Siebengemeindewald angestrebte Form der Waldwirtschaft zu erläutern. Schließlich ist aus dem ehemaligen Niederwald mit seiner regelmäßigen Wellholzernte bereits ein Hochwald geworden, dessen Rotbuchen sich auf natürliche Weise verjüngen. Angestrebt wird laut Förster Ehmig ein gesunder Mischwald in unterschiedlichen Altersstufen. So vertritt er im Einklang mit den Waldvögten und Ortsvorständen den Standpunkt: „Kahlschlag ist nicht mehr zeitgemäß." Damit stehen die heutigen Waldgenossen in der Tradition einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die für ihren Wald vor Jahrhunderten in Waldordnungen festgelegt wurde.

Zwischenstopps mit geschichtlichen Erläuterungen gab es an den zahlreichen Denkmalen, wie den Erinnerungsstätten für den Waldwärter Hermann Kirchner (gef. 1915 in Russland) oder den im November 1888 von Wilddieben ermordeten Waldförster Berthold Mauss.

Selbst für Waldgenossen gibt es noch unbekannte Wege in „ihrem Wald". Das stellte zumindest Axel Gottschalk aus Thürungen fest. Der Weg in das Altbergbaugebiet und zum Flussspatschacht führte nämlich auf dem alten Bergmannsstieg den Kupferbach entlang. „Obwohl ich jedes Jahr an den Waldbegehungen der Waldvorstände teilnahm, ist dieser Weg für mich neu", sagte er. „So lernt man immer ein neues Waldstück kennen." In diesem sonst auch von den Waldarbeitern fast unberührten Waldstück hatten einige Wanderer das Glück eine Wildkatze zu sehen. Sie suchte allerdings beim Anblick der Menschen schnell das Weite.

Der Siebengemeindewald

Der Siebengemeindewald ist eine rund 1100 Hektar große geschlossene Waldfläche in der Gemeinde Südharz zwischen Schwenda und Uftrungen. Ideelle Eigentümer sind die Besitzer von 951 Hausgrundstücken in den sieben Orten Berga, Bösenrode, Rosperwenda, Uftrungen, Schwenda, Thürungen und Görsbach. Sie werden Waldgenossen genannt. Den Mitgliedern stehen zwei Waldvögte aus den Orten Berga und Uftrungen vor. Die waldbaulichen Arbeiten koordiniert ein angestellter Förster.

Die 19. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat" führt am 2. April entlang alter Grenzen bei Breitenstein.