Wundertätiges Wasser vom "Heiligen Born" geschöpft
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- Erstellt am Montag, 24. Oktober 2011 22:23
KELBRA / Eine Zeitreise bis in das Erdmittelalter unternahmen am Sonntag fast 70 Wanderlustige im Kyffhäuserwald. Der Förderverein für Heimatgeschichte der Stadt Kelbra und der Heimat- und Geschichtsverein "Goldene Aue" hatten zu einem Besuch des "Heiligen Borns" eingeladen. Bekannt und sogar legendär wurde diese Heilquelle, weil die Spenden der Pilger für das Wasser einst einen Grundstock zur Finanzierung des Sankt-Elisabeth-Hospitals in Kelbra gelegt haben sollen. Die Wanderer hatten an diesem Herbsttag sogar Glück, dass die geschichtsträchtige Quelle etwas sprudelte.
Währenddessen zitierte Heinz Noack vom Geschichtsverein aus einem Attest aus dem Jahre 1646 über die Wirkung des Wassers. Darin heißt es: "Ein jedermann könnte solchen Brunnen ohne Schaden gebrauchen." Er wäre für alle "Leibesbeschwürnisse" sehr gut. Darüber hinaus hieß es, dass bereits "über die 60 Personen so allerhand Gebrechlichkeit gehabt, allseits kurieret und davon wieder gesund geworden".
Auch ein Grenzstein, den der ortsansässige Bodendenkmalpfleger Dieter Bauer vor einigen Jahren mit der Quelle freigelegt hatte, ließ die Hobby-Historiker in die politische Geschichte der Region zurückblicken. Schließlich verdankt man die Nennung des "Kelbraischen Heilbrunnens" einem Lehnbrief der Schwarzburger Grafen aus dem Jahre 1434.
Die noch vorhandenen Grenzsteine sind allerdings jüngeren Datums. Sie erinnern an die Amtsgrenze Schwarzburg / Sondershausen zum Gemeinschaftsamt Schwarzburg / Stolberg und sind 1735 bzw. 1741 aufgestellt worden. Die Wanderung auf dem Geopfad, einem Teil des zertifizierten Kyffhäuserwanderweges, führte die Wanderer auch noch einige Millionen Jahre zurück. Der Steinbruch im Borntal am Heiligen Born legt Gneis und Gabbro frei. "Das magmatische Gestein ist ein Zeitzeuge der ersten Auffaltung Europas", berichtet Manfred Schröter vom Verein "Goldene Aue". Er erläutert außerdem die Entstehung des verkieselten Holzes, welches man im Kyffhäuserwald finden kann und hatte passend zur "Heilwanderung" Blätter des Ginkgobaumes im Gepäck. Auch bei diesen lebenden Relikten des Erdmittelalters griffen viele Wanderer gern zu.
Gesundheitsfördernde Bewegung gab es an diesem sonnigen Herbsttag mehr als genug: Die Wanderer entdeckten am Wegesrand das Denkmal für Johanna Westphal, der Ehefrau des Initiators des Denkmalbaues auf dem Kyffhäuser. Dann lenkten viele ihre Schritte auch noch zum Kyffhäuserdenkmal beziehungsweise zur Ruine der Unterburg.
Für Pauline Salva (7) waren die Informationstafeln und Aktionsstände zum Thema Tiere und Pflanzen am Wegesrand interessant. Ihre Mutter, Liane Salva nahm auch gern die Informationen der Wanderführer auf, zu denen auch Gerhard Werther gehörte. Sie sagte: "Da lernt man selbst viel dazu und kann es an die Hortkinder der ,Kyffhäuserzwerge' weitergeben."
Am Ende waren sich die Organisatoren beider Vereine einig, dass man zukünftig weitere Veranstaltungen gemeinsam organisieren will. Die nächste Frühjahrswanderung geht dann in den Südharz.