Eine Reise in die Müntzer-Zeit

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Zur 17. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat“ wurde die Zeit 500 Jahre zurückgedreht

Rund 50 geschichtsinteressierte Wanderer waren am Samstag dabei, als Werner Reich in Allstedt das Rad der Zeit um fast 500 Jahre zurückdrehte. Das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und der Heimat- und Geschichtsverein „Goldene Aue" hatten unter dem Thema „Auf den Spuren Thomas Müntzers" zur 17. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat" eingeladen.

Fast 50 geschichtsinteressierte Wanderer zogen mit Werner Reich „Auf den Spuren Thomas Müntzers“ rund zehn Kilometer rund um Allstedt. Eine Station waren die klösterlichen Forellenteiche an der Sophieneiche. Fast 50 geschichtsinteressierte Wanderer zogen mit Werner Reich „Auf den Spuren Thomas Müntzers“ rund zehn Kilometer rund um Allstedt. Eine Station waren die klösterlichen Forellenteiche an der Sophieneiche.

In den ehemaligen Mauern der Stadt Allstedt und ihrem Umfeld ist kaum noch etwas aus dieser Zeit erhalten. Aber die Spurensuche lohnt sich trotzdem. Müntzer kam zu Ostern 1523 nach Allstedt und blieb nahezu eineinhalb Jahre hier. Seine Predigtstätte war die Neustädter Kirche Sankt Johannis Baptist. Sie wurde 1765 durch den heutigen barocken Bau ersetzt. Dafür blieb aber der Dom, die Sankt-Wigperti-Kirche, als Ruine erhalten. Hier soll Müntzer, nach Literatur nach, sogar eine Zeitlang gewohnt haben. Einen Beweis dafür gibt es nicht, sind sich Werner Reich und Rainer Böge einig. Im Turm wird künftig, den Wünschen des Allstedter Heimatvereins nach, wieder eine Ausstellung über die Stadtgeschichte informiert, gab Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) vor Ort bekannt. Aus der oberen Etage ist dann sogar ein freier Blick über die Dächer der Stadt möglich. Wenig Beifall fand unter den Teilnehmern der wieder „zugemauerte Blick" auf den Turm. Auch Nachbarin Renate Becke (Kräuterhexe Tilly) hielt dabei mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg.

Wesentlich ungetrübter war dafür der Blick im Forstort Hirschberg auf die ehemaligen klösterlichen Forellenteiche. „Sie gehörten dem Kloster Naundorf bei Allstedt", erklärte Werner Reich. Dieses Kloster spielte eine große Rolle im Leben von Müntzer. Hier lernte er Ottilie von Gersen kennen und lieben. 1523 fand in Allstedt die Hochzeit statt. Nach der Auflösung des Klosters gingen diese Teiche in herzoglichen Besitz über und versorgten das Schloss Allstedt mit Fischen. Ausgangs des 19. Jahrhunderts wurden zwei uralte Eichen an den Teichen nach dem Großherzog Carl-Alexander und seiner Frau Sophie benannt. Sie standen auf jeden Fall schon zur „Müntzer-Zeit". „Die Sophieneiche hat eine Stammumfang von 6,70 Metern und zeigte 1995 noch grüne Triebe", erklärte Reich. „Heute ist es nur noch ein Torso, aber dafür ein beliebtes Fotomotiv." Blühende Schneeglöckchen rund um die Teiche kündeten vom nahen Frühling. Ein lohnendes Ausflugsziel bei Allstedt. Ebenso gut erreichbar sind auch die Quellen im Borntal. Von hier aus führte eine hölzerne Wasserleitung, rund fünf Kilometer lang, bis in den Innenhof des Allstedter Schlosses. „Sie mündete dort in einem Röhrbrunnen", so Rainer Böge. „Angelegt wurde die Leitung im 16. Jahrhundert. Der genaue Trassenverlauf muss noch erforscht werden." 1888 ersetzte man die Holzröhren durch Tonrohre.

Ein geschichtsträchtiger Ort zur „Müntzer-Zeit" war die Mallerbacher Feldkapelle Sankt Marien. Sie wurde im Frühjahr 1524 von Müntzers Anhängern niedergebrannt. Ein Ziel der Zerstörung war „salzige Tränen vergießende Marienbild". Der genaue Standort der Kapelle ist nicht mehr bekannt.

„Auf den Spuren Thomas Müntzers"

Der Rundweg „Auf den Spuren Thomas Müntzers" führt über etwa zehn Kilometer von der Stadt Allstedt über den Domplatz und Lindenmarkt durch den Forstort Hagen zur Sophieneiche, zu den Forellenteichen und der Wallanlage „Alte Burg" auf dem Hirschberg. Weitere Station waren das Borntal und die Kirschlöcher bei Mallerbach. Um die Erforschung der Allstedter Heimatgeschichte bemüht sich der 1990 gegründete Heimatverein Allstedt. Jährlich erscheint dazu ein „Allstedter Lindenblatt".