Neugierige entdecken Frühjahrsblüher und Mauerreste
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- Erstellt am Donnerstag, 18. April 2013 21:26
Numburgwanderer ließen sich vom Wetter nicht abschrecken
Eine ganze Wiese blühender Kuhschellen und viele Adonisröschen ließen für die fast 50 Wanderlustigen am Samstag das Aprilwetter zur Nebensächlichkeit werden. Das freute die Organisatoren der Frühlingswanderung. Schließlich gab es für die Mitglieder des Förderkreises für Heimatgeschichte Kelbra und des Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue bei der ersten Numburgwanderung viel Interessantes zu berichten.
Armin Hoch, Botaniker im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, zeigte die Pflanzen, die vor wenigen Tagen noch unter einer Schneedecke ruhten. Nun blühen die Adonisröschen, zu denen er noch eine Legende berichten konnte. „Sie werden auch als Tränen der Aphrodite oder Teufelsauge bezeichnet", sagte er. Ebenso begeistert waren die Wanderer von den tausenden Kuhschellen am Südhang der Osterkuppe, dessen Vorkommen zu den größten in der Region gehört.
„Wir hatten im heutigen Vereinshaus unsere Schule", sagte sie. „Jeden Tag zogen wir zu Fuß los. Irgendetwas lenkte uns immer ab. Ich glaube, wir waren kein einziges Mal pünktlich zum Unterrichtsbeginn." Vergessen wird sie die schöne Kindheit auf der Numburg nie. Heute betreut Helga Bauersfeld die Naturschutzstation Numburg und versorgte die Wandergruppe mit heißen Getränken.
Die Grundmauern der einstigen Domänengebäude bedecken inzwischen die Fluten des Stausees. Der hohe Wasserstand war der Grund, dass die Wanderer das einstige Herrenhaus der Domäne nicht betreten konnten. Hier hatte Familie Engelke zuletzt gewohnt. Werner Engelke ging selbst die letzten Schuljahre nach Badra. „Der Weg führte über die sogenannte Mitternacht und war drei Kilometer lang", erinnerte er sich. „Wir sind jeden Tag gelaufen, auch bei solchem Wetter wie heute." Deshalb kennt er noch jeden Weg in der
Umgebung. So war es für ihn auch ein leichtes, die Ruine der alten Sankt Peter und Paul Kirche auf dem Schlossberg zu zeigen.
Die ehemalige Wallfahrtskirche wurde im späten Mittelalter vermutlich von den Walkenrieder Mönchen errichtet. Nach der Reformation verlor sie an Bedeutung und verfiel. Dass sich auf dem Schlossberg auch eine Burganlage befindet, verraten nur noch flache Wallanlagen. Auch der Heimatforscher Karl Meyer konnte vor rund 140 Jahren nur noch an einer Stelle Mauerreste erkennen.
Östlich vom Vorwerk Numburg zeigte der Geologe Martin Spilker einen der Eingänge der Numburghöhle. Die größte Höhle des Kyffhäusergebirges wurde erst Ende der 1980er Jahre durch den Bergbau wieder befahrbar. „Wir haben im Münzer-Schacht in Sangerhausen das Wasser aus der Höhle und dem Stausee abgepumpt", erklärte er. „Dadurch wurde sie kurze Zeit begehbar. Färbeversuche erbrachten den Nachweis, dass das Wasser für den rund 15 Kilometer langen unterirdischen Weg 70 Tage brauchte."
„Die Wanderung hat uns gut gefallen. Wir haben viel erfahren", zogen Rosemarie und Jürgen Reuter im Namen der Teilnehmer ein Resümee.
Die Numburg liegt im Naturschutzgebiet Schlossberg-Solwiesen südlich des Helmestausees. Auf dem Schlossberg erinnern an die einstige Burganlage Numburg noch die Ruinen der Wallfahrtskirche Sankt Peter und Paul. Am Fuße der Osterkuppe gründeten um 1200 Zisterziensermönche eine Grangie (Wirtschaftshof), das spätere Vorwerk Numburg. 1966 wurden fast alle Gebäude verlassen und wegen Überflutung durch den Helmestausee abgerissen. Im letzten erhaltenen Grundstück ist seit 1968 die Naturschutzstation Numburg eingerichtet. Sie wird von einem Förderverein betreut und unterhalten. Ornithologen und Fledermausfreunde nutzen sie als Station für ihre Forschungsarbeiten in der Region.