Heimatblätter 2022

  • Drucken

Als erneut wichtige Bereicherung der aktuellen regionalgeschichtlichen Literatur sind soeben die „Heimatblätter“ in der Ausgabe für 2022, herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein „Goldene Aue“ e.V., im Verlag Rockstuhl in Bad Langensalza erschienen. Erneut werden, diesmal auf 94 Seiten und illustriert mit 50 vor allem farbigen Abbildungen (Fotos, Dokumente und Landkarten), ausgewählte historische Themen aus der Region um den Kyffhäuser, der Goldenen Aue und dem Südharz publiziert, wobei sich die zeitliche Bandbreite diesmal von der Urgeschichte bis ins 20. Jahrhundert erstreckt. Von der Titelseite grüßt die von 1868 bis 1873 errichtete neugotische Trinitatis-Kirche in Roßla mit ihrem 68 Meter hohen Turm. - Der Leitartikel „Die Speckseite von Edersleben“, beigesteuert von Andreas Schmölling vom befreundeten Heimatverein ARATORA in Artern, behandelt einen vorgeschichtlichen, leider längst verschwundenen Menhir sowie seinen bis in das späte Mittelalter als Rechtsstätte genutzten Standort, weiterhin Sagen und Überlieferungen. Barbara Sieblist aus Questenberg widmet sich danach in „Fourage für Napoleon“ einer Episode aus der Zeit der Befreiungskriege und beschreibt Umstände und Organisierung einer Hilfslieferung aus der Grafschaft Stolberg-Roßla zur Versorgung der französischen Armee im Mai 1813. Eine Lebensskizze des Astronomen und Kometen-Entdeckers Freiherr Wilhelm von Biela aus Roßla brachte Christine Stadel aus Sangerhausen zu Papier. Auf eine Radtour um den Stausee Kelbra nimmt die Leser danach Michael Richter aus Tilleda mit, wobei der Fokus auf zahlreiche kleine und größere historische und naturkundliche Objekte gerichtet ist, die während dieser Fahrt tangiert werden, z. B. Kleindenkmale und alte Bäume. Der längste Artikel in den neuen „Heimatblättern“ widmet sich unter dem Titel „Fremde neue Heimat“ der jüngeren Zeitgeschichte seit Ende des Zweiten Weltkrieges und nimmt sich dem 75. Jahrestag der Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland, aus Schlesien, Pommern und Ostpreußen sowie den deutschen Siedlungsgebieten in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa an. Der Verfasser Dr. Dirk Fuhrmann aus Kelbra untersucht dort die Vertreibung und Zuwanderung und Neuansiedlung von Vertriebenen in ausgewählten Ortschaften der Goldene Aue bzw. des Südharzes und verschweigt auch nicht deren zuvor erlittenen Ungerechtigkeiten bis hin zu Lynchmorden, die diese Menschen in ihren bisherigen Wohnorten und/oder auf der Flucht erdulden mussten. Hinzu kam, dass die Evakuierten auch in deren neuer Heimat zunächst nicht mit offenen Armen empfangen worden sind und sich dieser Zustand erst allmählich normalisierte. - Ein bebilderter Überblick der umständehalber arg eingeschränkten Vereinsaktivitäten im Jahr 2021 von Sophie Rohland beendet die Broschüre. 

Heimatblätter 2022 Goldene AueHeimatblätter 2022 Goldene Aue

Fazit: Erneut haben Autoren, Lektoren und Herausgeber eine abwechslungsreiche und interessante Veröffentlichung auf den Weg gebracht, die sich nahtlos in die bisherigen Veröffentlichungen des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue“ seit 2017 einreiht. - Im Sinne der Ausgewogenheit der Artikellängen innerhalb der Zeitschrift sollte aber vielleicht über eine Beschränkung der Seitenanzahl pro Bericht nachgedacht werden. Dies hätte zur Folge, dass künftig mehr als die aktuell lediglich sechs Aufsätze veröffentlicht werden könnten, und das wäre wiederum für die Leser thematisch noch abwechslungsreicher. Perspektivisch ist die Fortführung dieser Buchreihe deshalb besonders wünschenswert, weil die Region Kyffhäuser, Südharz und Goldene Aue trotz bereits langer Zeit historischer Aufarbeitung noch unendlich viele Themen zu bieten hat, die inhaltlich bzw. noch nicht publizistisch aufgearbeitet worden sind. Interessenten können die „Heimatblätter 2022“ (ISBN: 978-3-95966-609-1) für 9,95 Euro beim Thüringer Literaturversand Rockstuhl in Bad Langensalza https://www.verlag-rockstuhl.de oder im Buchhandel bestellen.

von Andreas Schmölling